So geht gendergerechte Sprache und SEO
Warum gendern auf Websites
Werden auf einer Website eines Unternehmens oder einer Organisation beispielsweise "alle Bürger" angesprochen, redet man explizit nur männliche Personen an. Bürgerinnen und Menschen, die sich weder dem männlichen noch dem weiblichen Geschlecht zugehörig fühlen, sind mit "Bürger" lediglich "mitgemeint". Hier spricht man vom generischen Maskulinum.
Studien haben gezeigt, dass "mitgemeint" aber nicht immer "mitverstanden" heißt. Viele Menschen stellen sich bei Bezeichnungen wie "Ärzte" oder "Sportler" vornehmlich Männer vor.
Gendergerechte Sprache trägt dazu bei, Diskriminierung zu vermeiden und Gleichberechtigung zu stärken. Sie ist zwar nicht ausschlaggebend, aber ein elementarer Baustein zur realen Gleichberechtigung.
Vorteile geschlechtergerechter Onlinetexte
Mit gendergerechter Kommunikation nehmen Sie mit Ihrem Unternehmen eine Vorreiter- und Vorbildfunktion in Sachen Vielfalt, Gleichberechtigung und Inklusion ein. Außerdem erweitern Sie so Ihre Zielgruppen und sprechen explizit mehr potenzielle Kund*innen an.
Ein weiterer Vorteil betrifft das Auftreten als Arbeitgeber. Akzeptierte und gelebte Diversität gewinnt als Kriterium von Arbeitskräften an Bedeutung. Bei der Arbeitgeberwahl kann also gendergerechte Sprache relevant sein. Das Employer Branding spielt bei der Entscheidung eine wichtige Rolle. Doch welche Rolle hat gendergerechte Sprache bei Google und Co?
Gendergerechte Sprache und SEO
Google geht mit gendersensibler Sprache nicht ganz eindeutig um. Websites nur mit weiblichen Personenbezeichnungen ranken schlechter als jene mit rein männlichen Bezeichnungen, wenn der Suchbegriff ein Maskulinum ist. Der Suchmaschinengigant hält aktuell noch die weiblichen Schreibweisen sowie genderinklusive Bezeichnungen hin und wieder für Tippfehler, wenn wir beispielsweise "Tischler_in" als Suchwort eingeben, und bietet Korrekturvorschläge ("Meintest du Tischler in [Ort]?") an. Oft erkennt die Suchmaschine die genderinklusive Variante aber auch schon als Synonym.
Der Google-Algorithmus ist das Spiegelbild davon, wie wir die Suchmaschine benutzen und welche Suchbegriffe wir verwenden. Grundsätzlich lässt sich sagen, dass Google versucht, Schreibweisen wie "Mitarbeiter*in" oder "Ärzt:innen" als Synonyme zu "Mitarbeiter" und "Ärzte" zu identifizieren.
In einer SEO-Sprechstunde hat John Mueller von Google erklärt, man warte ab, wie sich gendergerechte Sprache entwickle und verbreite. Wenn sich eine Schreibvariante als klarer Favorit abzeichne und Benutzer*innen damit zurechtkommen, dann würde sich Google auch darauf einstellen. Denn Suchmaschinenbetreiber arbeiten ständig daran, die Sprache derer, die online suchen, besser zu verstehen und optimale Suchergebnisse auszuspielen.
Also können wir als Sprachgemeinschaft Google und Co. gendergerechte Sprache "beibringen". Denn nicht das Team bei Google trainiert den Algorithmus, sondern wir.
Schauen wir uns die Schreibweisen im Einzelnen und, wie Google damit umgeht, genauer an.
Überblick: Gendergerechte Schreibweisen
Derzeit sind im Internet verschiedene Schreibweisen zu finden. Auf manchen Websites werden Doppelungen ("Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter") oder auch Schreibweisen mit Slash ("Mitarbeiter/in") verwendet. Diese Varianten sprechen explizit Frauen und Männer an.
Inklusiver sind dagegen Schreibweisen mit Sonderzeichen. Das Gendersternchen ("Mitarbeiter*in", "Mitarbeiter*innen"), der Gender Gap oder Genderunterstrich ("Mitarbeiter_in", "Mitarbeiter_innen") und der Genderdoppelpunkt ("Mitarbeiter:in", "Mitarbeiter:innen") haben einen gemeinsamen Vorteil: Sie schließen nicht nur Männer und Frauen ein, sondern auch trans, inter und nicht-binäre Personen.
Beispiel: Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
Doppelnennungen oder Paarformen können aus SEO-Sicht einen kleinen Vorteil haben, da sie das Suchvolumen von männlicher und weiblicher Schreibweise kombinieren. Das kann sich positiv auf das Ranking auswirken. Allerdings schließen wir damit non-binäre Personen aus. Außerdem werden die Texte dadurch um einiges länger.
Beispiel: MitarbeiterIn, MitarbeiterInnen
Von dem Binnen-I ist eher abzuraten. Erstens werden nur geschlechterbinäre Personen angesprochen. Zweitens können Suchmaschinen nicht gut damit umgehen und interpretieren das Suchwort manchmal als explizit weibliche Form. Die Folge sind Suchergebnisse, die sich auf die weibliche Schreibvariante fokussieren.
Beispiel: Mitarbeiter*in, Mitarbeiter*innen
Mit dem Gendersternchen, das auch als Genderstern, Genderasterisk oder Gender-Star bezeichnet wird, kann Google inzwischen recht gut umgehen. In den Suchergebnissen erscheinen Seiten, die sowohl nur mit generischem Maskulinum als auch gendersensibel kommunizieren. So werden zu "Gefäßchirurg*in" Ergebnisse passend zu "Gefäßchirurg", "Gefäßchirurgin" und "Gefäßchirurgie" ausgespielt.
Gesprochen wird der Genderstern mit einer kleinen Pause, dem Glottisschlag bzw. "glottal stop". Diese Pause kennen wir auch außerhalb des Genderkosmos. Sie unterscheidet zum Beispiel "vereisen" von "verreisen".
Der Vorteil des Gendersternchens gegenüber dem Binnen-I und der Doppelung: Menschen jeden Geschlechts werden angesprochen.
Beispiel: Mitarbeiter:in, Mitarbeiter:innen
Der Genderdoppelpunkt funktioniert ähnlich wie der Genderstern. Er wird ebenfalls mittlerweile recht gut von den Suchmaschinen verstanden – noch nicht in jedem Fall, aber doch recht häufig. Was die Aussprache und die Leseleichtigkeit angeht, ist der Doppelpunkt dem Sternchen gleich. Allerdings hat der Doppelpunkt eine Doppelfunktion als "normales" Satzzeichen, was beim Lesen irritieren kann.
Beispiel: Mitarbeiter_in, Mitarbeiter_innen
Auch mit dem Gender Gap bzw. Genderunterstrich werden alle angesprochen und niemand ausgeschlossen. Google hält es in den meisten Fällen wie mit Sternchen und Doppelpunkt.
Tricks für einen besseren Lesefluss
Wer gendersensibel schreiben möchte, aber den Text nicht zu sehr mit Sternchen, Doppelpunkten oder Unterstrichen zupflastern will, hat noch weitere Möglichkeiten: genderneutrale Formulierungen, (substantivierte) Partizipien und Relativsätze.
Mit diesen neutralen Alternativen kann Google bereits gut umgehen. Außerdem stören sie weniger den Lesefluss.
Beispiel: Mitarbeiter = Beschäftigte, Fachkräfte, das Team, die Belegschaft, das Personal
Für viele Personenbezeichnungen lassen sich neutrale Alternativen finden. Hier helfen beispielsweise Synonyme und Umschreibungen. Statt einer Teilnehmergebühr für ein Seminar wird eine Teilnahmegebühr fällig. Das Wählerverzeichnis wird zum Wahlverzeichnis und die Raucherpause zur Zigarettenpause.
Mehr Anregungen und Beispiele für genderneutrale Bezeichnungen gibt es auf geschicktgendern.de.
Beispiel: Mitarbeitende
In manchen Fällen lässt sich auch ein Partizip sinnvoll verwenden. Statt "Herausgeber" oder "Herausgeberin" könnte im Text auch "herausgegeben von" stehen. Außerdem sind substantivierte Partizipien wie "Mitarbeitende" oder "Studierende" eine gute Wahl für einen flüssigen, gendergerechten Text.
Relativsätze wie "Wer Fahrrad fährt, …", "Wer ein Unternehmen führt, …" oder "Alle, die teilgenommen haben, …" können ebenfalls gut Personenbezeichnungen wie "Fahrradfahrer*innen", "Unternehmer*innen" oder "Teilnehmer*innen" geschlechterneutral ersetzen, ohne den Lesefluss zu hemmen. Allerdings wird dadurch der Text etwas länger.
Bei "Alle, die mitarbeiten, ..." verschiebt sich allerdings die Bedeutung und kann nicht stellvertretend für "Mitarbeiter" verwendet werden.
Was ist das eigentliche Thema Ihrer Webseite? Worum geht es? Welche Leistungen oder Produkte bieten Sie an? Stellen Sie das in den Vordergrund anstatt der Personen, die die Leistung vollbringen oder nutzen.
Auf Webseiten können Sie die männliche Schreibweise ("Mitarbeiter") unterbringen, ohne dass sie dem genderinklusiven Text widersprechen. So ergeben sich bei der Bebilderung so einige Möglichkeiten. Nutzen Sie dafür einfach Dateinamen und Alt-Texte von Bildern. Genausogut kann "Mitarbeiter" in der Meta Description, in der URL einer Seite, in HTML-Beschreibungen von Videos stehen.
Tipps für Online-Redaktionen
Wer seine Website geschlechtersensibel betexten will, sollte nicht zu große Angst vor Rankingverlusten haben. Wie wir sehen, kann auch Google mit dieser Neuerung mittlerweile recht gut umgehen, wenn auch noch nicht perfekt.
Schreiben Sie nicht für Suchmaschinen! Schreiben Sie für Ihre Zielgruppe!
Beantworten Sie bei der Texterstellung für Ihre Website folgende Fragen:
- Welche Sprachform passt zu meiner Zielgruppe?
- Wie steht meine Zielgruppe zu gendergerechter Sprache?
- Welche Sprachform passt zu meinem Unternehmen?
- Welche neutralen Bezeichnungen kann ich verwenden, sodass das Gendern kaum auffällt?
- Ist der Text auch mit gendersensibler Schreibweise gut lesbar und verständlich?
Entscheiden Sie sich für eine Sonderzeichenform (Gendersternchen, Gender Gap oder Genderdoppelpunkt) und verwenden Sie diese konsistent. Kombinieren Sie die Variante mit Sonderzeichen mit den Alternativlösungen wie neutralen Synonymen, Partizipien und Relativsätzen.
Wenn die Hauptbegriffe Ihrer Website nicht personenbezogene Substantive sind, fühlen Sie sich in der Texterstellung frei und richten Sie sich eher nach Ihrer Zielgruppe. Handelt es sich zum Beispiel auf Ihrer Website hauptsächlich um medizinische Leistungen, ist es aus Sicht der Suchmaschinenoptimierung weniger relevant, ob diese Leistungen von Patienten und Patientinnen, von Patient*innen, Patient:innen oder Patient/innen in Anspruch genommen werden.
Fazit: Gendern ist machbare SEO-Herausforderung
Gendergerechte Sprache in Webtexten zu verwenden, mag zu Beginn etwas mühselig sein. Aller Anfang ist schwer. Berücksichtigen Sie einfach unsere Tipps:
- für eine Sonderzeichenform entscheiden und durchgehend verwenden
- neutrale Bezeichnungen vereinfachen den Lesefluss
- maskuline Formen regelkonform unterbringen
- Übung macht den Meister – oder die Meister*in
Die Mühe lohnt sich. Wenn Sie immer wieder Texte mit gendergerechter Sprache verfassen, tritt Gewöhnung und Routine ein. Mit der Zeit haben Sie diverse Genderalternativen und -möglichkeiten zu Ihrem Thema schon im Kopf. Die Erstellung von Onlinetexten mit gendersensibler Sprache fällt immer leichter.
Um wieder auf die Krux zurückzukommen, geschlechtergerechte Sprache und SEO miteinander zu vereinbaren, wollen wir auf eines noch einmal verweisen:
Nicht nur Menschen können sich auf geschlechtersensible Sprache einstellen, Suchmaschinen können das auch. Wir brauchen dafür nur ein klein wenig Geduld.
Wenn Sie mehr aus Ihrer TYPO3-Website herausholen wollen, empfehlen wir 7 konkrete Basic-Tipps für TYPO3-SEO.
Autorin: Melanie Kunoth
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