Dark Patterns: Ausgetrickst durch Webdesign
Was sind Dark Patterns
Im Webdesign geht es darum, den Umgang mit einer Webanwendung zu erleichtern. Ziel ist die bestmögliche Erfahrung der Anwenderinnen und Anwender mit dem digitalen Produkt. Beispielsweise finden sich User am besten zurecht, wenn die Website oder App in ihrer Struktur und ihrem Design an schon Bekanntes erinnert und sie bestimmte Elemente wiedererkennen. So kommen sie leicht ans Ziel; etwa die gesuchten Informationen, den Kauf eines Produkts in einem Onlineshop oder die Kontaktdaten zum persönlichen Kundenservice.
Doch beim Besuch mancher Website könnte man ganz schön verzweifeln. Denn man tut vielleicht Dinge, die man gar nicht wollte oder zumindest nicht so. Prozesse, die nicht im Interesse der Websitebetreibenden sind, werden absichtlich verkompliziert. Aber wenn es um Ziele des Unternehmens geht, das hinter der Website steht, wird einem der Weg dorthin - sagen wir mal - erleichtert. Solche Methoden werden unter dem Begriff "Dark Patterns" zusammengefasst. Durch psychologische Tricks werden bestimmte Aktionen erzwungen bzw. Nutzer*innen in eine entsprechende Richtung geführt, um damit beispielsweise den Verkauf von Produkten und Dienstleistungen mit Nachdruck zu fördern.
Dark Patterns machen sich also unterbewusste Verhaltensmuster zu eigen, denen wir uns nur schwer entziehen können. Im Webdesign werden Erkenntnisse aus der Verhaltenspsychologie genutzt - eigentlich um die Gestaltung von Oberflächen zu verbessern.
Dark Patterns Beispiele
Die Liste aktuell bekannter Dark Patterns ist unfassbar lang. Sie treten häufig in kombinierter Form auf. Auf manchen Plattformen oder Websites fühlt man sich beinahe wie Super Mario, der versucht auf möglichst wenig Giftpilze zu treten. Hier ist nur eine kleine Auswahl häufig genutzter "dunkler Tricks".
1. Sneak into Basket
Beim Dark Pattern "Sneak into Basket" werden zusätzliche Produkte/Dienstleistungen in den Warenkorb gelegt. Entfernt man entsprechendes Objekt nicht, wird dieses unbeabsichtigt bestellt (z.B. Zusatzprodukte oder ergänzende Versicherungen).
2. Roach Motel
Dieses Dark Pattern verdient den Namen einer "Schabenfalle" ("Roach Motel"), weil es verlockend ist hineinzugeraten, jedoch unglaublich schwer wieder herauszukommen. Bedeutet ganz konkret, dass das Abonnieren einer Leistung deutlich einfacher ist als die Kündigung.
3. Bait and Switch
Bei "Bait and Switch" führt das Klicken auf eine Schaltfläche zu einem anderen Ergebnis als üblicherweise erwartet. Ein berühmtes Beispiel hierfür ist das legendäre Windows 10 Update, welches installiert wurde, als Nutzer*innen das entsprechende Dialogfenster durch Klicken auf das Kreuz eigentlich schließen wollten, damit aber die Installation des Updates gestartet haben.
4. Click Fatigue
Werden Klickwege bewusst unterschiedlich lang gestaltet, damit der vom Unternehmen präferierte, einfache Weg gewählt wird, spricht man von "Click Fatigue" oder auch "Klickmüdigkeit". Ein gutes Beispiel für dieses Dark Pattern ist der Cookie Banner, der des Öfteren den Weg zu mehr Privatsphäre mit unnötig vielen Klicks pflastert.
Hier greift außerdem eine Art kognitiver Verzerrung, weil der menschliche Verstand dazu tendiert, bei zu vielen Informationen einfach alles zu ignorieren, anstatt das Wichtige herauszufiltern.
5. Verknappung
Nur noch 3 Stück auf Lager! Das Dark Pattern "Verknappung" oder "Scarcity" suggeriert (wahrheitsgemäß oder fälschlicherweise), eine Ware oder Dienstleistung wäre nur noch in knapper Zahl verfügbar. Dadurch wird bewusst Druck ausgeübt, um den/die Nutzer*in zum Kauf zu bewegen. Dabei ist zunächst irrelevant, ob die Information den Tatsachen entspricht, oder nicht.
6. Nagging
Das Dark Pattern "Nagging" geht einem im wahrsten Sinne des Wortes entsetzlich auf die Nerven. Durch wiederholtes, aggressives Auffordern soll eine bestimmte Handlung vorgenommen werden, etwa einen Newsletter abonnieren oder eine Berechtigung erteilen. Nicht selten unterliegen Nutzer*innen dieser Beharrlichkeit.
7. Forced Continuity
Mit dem Forced Continuity-Dark Pattern werden kostenlose Probeabos automatisch verlängert. Meist werden die Rahmenbedingungen im Vorfeld entsprechend unausgeglichen dargestellt, sodass Folgekosten nur schwer ersichtlich sind.
8. Versteckte Informationen oder Kosten
Das Dark Pattern der versteckten Informationen wird gern inflationär auf diversen Flüge- bzw. Reiseportalen eingesetzt. Dieses Dark Pattern versteckt kostenlose Optionen, um Nutzer*innen zum Buchen einer Zusatzleistung zu bewegen (z. B. Versicherungsschutz). Ein ähnliches Dark Pattern ist "Versteckte Kosten", bei dem die finale Summe des Produkts oder der Leistung erst ganz zum Schluss angezeigt wird.
Vertrauen statt Verprellen
Es ist uns wichtig, Menschen für Dark Patterns und ihre Wirkweise zu sensibilisieren. Websites, die diese psychologischen Tricks anwenden, mögen vielleicht kurzfristig davon profitieren. Langfristig stoßen sie aber Kund*innen und Interessierte vor den Kopf und verlieren somit an Vertrauen.
Besser ist es, Vertrauen aufzubauen statt Websitebesucher*innen mit solchen psychologischen Designtricks zu einer bestimmten Handlung zu bewegen und damit zu vergraulen. Langfristig mehr Erfolg versprechen Transparenz und Fairness.
Hinzu kommt: Viele Dark Patterns sind nicht barrierefrei. So können diese Design-Praktiken auf Websites für Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen oder Lernschwierigkeiten besonders problematisch sein. Denn sie erschweren es, die tatsächlichen Konsequenzen ihrer Handlungen zu verstehen. Darüber hinaus können Dark Patterns für Menschen mit Sehbehinderungen oder anderen Einschränkungen der visuellen Wahrnehmung schwer zu erkennen sein. Das führt zu Frustration und einem Gefühl des Ausgeschlossenseins. Dark Patterns verletzen also den Grundsatz der Barrierefreiheit.
Unser Ziel sind ein respektvolles, ehrliches Miteinander auch in der digitalen Welt und ein faires, barrierefreies Internet. Deshalb empfehlen wir: Verwenden Sie Design Patterns und psychologische genutzte Website-Elemente nur im Sinne der positiven Nutzerführung und verzichten Sie auf Dark Patterns im Webdesign.